Im Beitrag vorhergehenden Beitrag ging es um den Gedanken an eine sogenannte Sharing Economy 2.0: https://mehr-wert-deutschland.de/2021/01/09/sharing-economy-2-0
In der wissenschaftlichen Ausarbeitung sollen hierzu grundlegende Fragen geklärt werden. Zuerst beleuchtet die Theorie der Ausarbeitung was Sharing Economy bedeutet und wie sie vom ursprünglichen Tauschhandel abgegrenzt werden kann. Einen Ansatz für Sharing als „Ökonomisches Prinzip“ liefert der Autor Russel Belk in seinem Buch „Why not share rather than own?“ (Belk, 2007, S. 127).
Behandelt wird der aktuelle Stand der Sharing Economy mit all ihren positiven und negativen Facetten. Von Tauschbörsen wie ebay Kleinanzeigen und Sharing-Plattformen wie Air B’n’B, wird behandelt warum Geld trotz altruistischer Grundidee eine große Rolle spielt, warum große Konzerne letztendlich auf kleine Plattformen einwirken und auch, wie eine nicht-monetäre Plattform aussehen könnte. Damit kommt Mehr-Wert zur Grundsatzfrage:
„Ist Sharing Economy und Tauschhandel auch ohne monetären Einsatz möglich? Bleibt bei dieser Variante die Möglichkeit den altruistischen Gedanken zu pflegen und eine langfristig, stabile Gemeinschaft aufzubauen?“
Werden Menschen diesen gemeinschaftlichen Gedanken langfristig pflegen können und gleichzeitig die Wirtschaft erhalten?!
Die zweite Forschungsfrage bezieht sich auf die konkrete Umsetzung im Rahmen des Prototyps „Mehr-Wert“ und wie Crowdfunding (weitgehend ohne Geld), gekoppelt mit Social-Media-Maßnahmen, die Akzeptanz und die Zukunft der Sharing Economy langfristig erhöhen können.
„Kann die Sharing Economy 2.0 am Beispiel der „Mehr-Wert“ Aktion wirklich ohne Geld funktionieren? Wie läuft die Crowdfunding-Kampagne und die Social-Media-Kampagne ab und bringt sie einen Mehrwert für die Non-Profit Aktion?“
Geschichte der Sharing Economy
Im Jahr 1984 tauchte das erste Mal der Begriff Sharing Economy auf. Der Wirtschaftswissenschaftler Martin Weitzman brachte mit seinem Buch „The Share Economy: Conquering Stagflation“ Lösungsansätze für die andauernde Inflation in den USA hervor. Grundlage der Sharing Economy ist der Gemeinschaftskonsum. Die Idee ist also nichts Neues, denn gemeinschaftliches Nutzen anstelle vom Kauf einzelner Güter gibt es, seit es Menschen gibt. So bekommen die Nachfrager das Recht für eine zeitlich befristete Nutzung (Bendel, 2012) eines Gutes oder es findet ein Tauschhandel statt.
Im theoretischen Teil dieser Arbeit soll erörtert werden, was Sharing Economy bedeutet, vom Grundgedanken bis zur derzeitigen Umsetzung. Ist der grundlegende Diskurs abgehandelt, kann eine neutralere Erläuterung stattfinden. Die grundlegenden Gedanken und Fragen der Sharing Economy sollen damit untersucht werden und ein Ausblick auf eine neue Ausrichtung geschaffen werden.
Diverse Plattformen bieten Crowdfunding als Finanzierungsmöglichkeit für neuartige und oftmals gemeinnützige Projekte an. In erster Linie geht es auch hier um die monetäre Finanzierung. Hier stellt sich die Frage, ob Finanzierungsmöglichkeiten auch „geldlos“, also durch Sach- oder Arbeitsleistungen möglich sind. Gerade, wenn es um ein gemeinnütziges Projekt geht, welches eine Tausch- und Sharing Economy Plattform zum Ziel hat. Die Relevanz von Werbung, insbesondere Mundpropaganda auf lokaler Ebene und auf Social Media wird nebensächlich untersucht. Möglicherweise bietet sich über diese Online Medien eine der wenigen kostenfreien Werbemöglichkeiten für die Plattform Mehr-Wert.
Aus diesem Grund soll im Theorieteil ausgearbeitet werden, in welchem Umfang der altruistische Gedanke der Sharing Economy von Anfang an gepflegt werden kann, und in welcher Form die Sharing Economy und Tauschhandel in einer digitalen Community ohne den Einsatz von Geld möglich werden kann und ob es bereits Tendenzen im deutschsprachigen Raum gibt. Der derzeitige Forschungsstand wird überprüft werden und es wird ermittelt, ob vergleichbare Untersuchungen schon vorliegen. Es sollen so Eckpunkte herauskristallisiert werden, welche auch für die hier geplante, praktische Studie relevant sind. Die Frage, ob Crowdfunding und Social Media hier wirksam werden können, soll repräsentativ von der Zielgruppe beantwortet werden.
Auch Mehr-Wert braucht eine Finanzierung
Jeder Gründungsprozess, ob Startup-Unternehmen oder „Non-Profit-Projekt“, benötigt eine Finanzierung. Je nachdem, um was es sich bei dem Projekt handelt, sind monetäre Mittel meistens unvermeidbar. Handelt es sich allerdings um eine rein digitale Aktion, ist es möglich anstelle von Geld auch konkrete Dienstleistungen und Unterstützer zu suchen, die mit Rat und Tat einwirken. Einzige Kostenfaktoren wären dann: Zeit, Wissen und Fixkosten (für Räumlichkeiten, Programme, etc.).
Das Projekt „Mehr-Wert“ sucht daher auf der Crowdfunding-Plattform „StartNext“, primär im deutschsprachigen Raum nach Unterstützern. Ein monetäres Fundament wird angestrebt um die Fixkosten zu decken. Der Schwerpunkt der Aktion liegt aber darauf, Menschen zu finden, die ihre Hilfe gemeinnützig anbieten möchten. Genauso, wie die spätere Applikation später nicht-monetär funktionieren soll.
Ziel von „Mehr-Wert“ ist es, eine Tauschbörse zu erschaffen, die zuerst als Website und im nächsten Schritt als Applikation für Smartphones herausgegeben werden kann. Nach dem Grundgedanken der Sharing Economy soll es über die App künftig möglich sein auf lokaler und überregionaler Ebene Waren und Dienstleistungen zu tauschen oder zu teilen. Die App benötigt dafür minimale Angaben der User:
- Standort (der sensibelste Punkt)
- Warenangebot
- Warengesuch
- E-Mail-Adresse
- Verifizierung (um Echtheit der User zu bestätigen)
Weitere Angaben dürfen eingetragen werden, sie sind jedoch freiwillig, da der Schutz der Daten auch in diesem Rahmen oberste Priorität hat. Warengesuche- und Warenangebote können mit einem einfachen Umkreisfilter angezeigt werden und die potenziellen User haben die Chance, direkt und privat den Tauschhandel zu begehen. Das Konzept soll vergleichsweise einfach funktionieren, die Privatsphäre dennoch schützen und auf lokaler Ebene einen direkten Nutzen für die User haben.
In Anschluss an den theoretischen Teil soll untersucht werden, ob es via Crowdfunding möglich ist, Website und Applikation erstmals ohne monetäre Mittel zu erstellen. Dies könnte dadurch funktionieren, dass sich möglichst viele, private Helfer finden, die das Projekt unterstützen. Weiter soll mittels direkter Befragung (primäre Datenquelle) statistisch dargestellt werden, ob sich Unterstützer finden und ob potenzielle User eine unentgeltliche Sharing und Tauschplattform überhaupt annehmen würden, unter Verwendung des Prototyps. Gleichzeitig wird getestet, ob die Bewerbung über Social-Media und Crowdfunding-Kampagne eine hohe Reichweite und positives Feedback von potenziellen Usern erzielen können. Zudem wird ermittelt, für welche Waren und Dienstleistungen das Portal langfristig verwendet werden kann und ob es unentgeltlich überhaupt tragbar und ausbaufähig ist oder die Sharing Economy 2.0 doch eher eine Illusion bleibt.
Die schriftliche Umfrage mit circa drei Monaten Bearbeitungszeit soll dazu führen, dass ein großer Personenkreis für das Thema sensibilisiert wird. Nach einem weiteren Monat soll stichprobenartig im zuvor befragten Personenkreis eine telefonische Befragung durchgeführt werden, um eine Aussage über aktuelle und zukünftige Verhaltensweisen von Nutzern treffen zu können.
Möchten die Menschen diesen Mehr-Wert?!
Da eine repräsentative Befragung in der Grundgesamtheit der Test User im deutschsprachigen Raum schwierig ist, beziehen sich die erhobenen Daten und Analysen überwiegend auf einen Teil Süddeutschlands und die Schweiz.
Die erste Methode hat den Vorteil, dass sie recht einfach abzuwickeln und auszuwerten ist. Problematisch könnten die Rücklaufquote und die Bereitschaft zur Teilnahme an einer schriftlichen Umfrage sein. Es ist hier wichtig, soziodemografisch zu unterscheiden und auch zwischen Viel- und Wenig Nutzern einer Plattform wie „Mehr-Wert“ zu differenzieren. Diese Problembereiche müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Die Umfrage wird zudem auf maximal 500 – 1000 Fragebögen beschränkt sein.
Die zweite Methode der telefonischen Befragung ist etwas aufwendiger als Methode eins. Die Rücklaufquote ist jedoch als recht hoch zu erwarten, da sich die gewählten Personen schon durch den Fragebogen mit dem Thema beschäftigt haben. Hier können maximal 50-60 Befragungen durchgeführt werden.
Mehr zur konkreten Umsetzung folgt in den nächsten Berichten auf dieser Seite.